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Neufundland

Neufundlands Südosten

 

Neufundland oder Newfunnlaaaand, so sprechen es die Newfies, wie sie sich selbst liebevoll nennen, aus. Ich war total überrascht hier anzukommen und den breiten englischen Akzent der Iren zu hören. Als ich gestern "The Rooms" besuchte wusste ich natürlich warum.

(The Rooms ist eine Kultureinrichtung in St. John´s, der Provinzhauptstadt Neufundlands und Labradors. Die Einrichtung wurde 2005 eröffnet und beherbergt die Kunstgalerie, die Provinzarchive und das Provinzmuseum von Neufundland und Labrador). Um 1000 n. Chr. haben auch hier die Wikinger gelebt, es gibt ein Wikingerdorf L´anse aux meadows, stehend auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.

Nicht bestätigt ist, dass ein irischer Mönch im 16ten Jahrhundert die Insel erreicht haben soll. Im 19ten Jahrhundert kam eine Einwanderungswelle von Iren. Yeaha. Da haben wir es. Ein dicker Hauch von Irland schwebt hier überall, vom Dialekt über die Pubs und die Musik. Es gefällt mir ausnehmend gut, habe ich doch Irland auch schon schätzen gelernt. 

Die Ureinwohner sind bestätigt, Indianer (Beothuk und Mi‵kmaq) , zu diesen gesellten sich die Thule Inuit aus Alaska. Die letzte Beothuk Indianerin, Shanawdithit, starb 1829 in St. John´s. Heute leben hier noch die letzten "native Indians", die Mi‵kmaq Indianer und in Labrador die Innu, Nachfahren der Thule Inuit. Wie wir aus zahlreichen Geschichten der Vergangenheit wissen, ist hier auch so ziemlich alles schief gelaufen, was schief laufen konnte, die traurige Wahrheit ist, dass auch hier die Indianer missioniert, ihnen ihre Sprache und Kultur aberkannt wurden und erst am 12.06.2008 hat sich die kanadische Regierung in einer historischen Rede bei den Ureinwohnern Neufundlands für das bis weit in die 70er Jahre zugefügte Leid und Unrecht, entschuldigt. Lange galt Neufundland als die ärmste Provinz Kanadas, dies änderte sich zur Jahrtausendwende mit dem Ölboom und hat heute Teil eines der höchsten Lebensstandards weltweit. Ich meine, dass Olaf Scholz kürzlich hier

war, ob Verhandlungen bzgl.....ach lassen wir das.

 

Am 03.10. geht mein Flug aus Hamburg nach Neufundland, es ist eine wirklich lange Reise, ca. 20 Std. bin ich vom Aufstehen in Hamburg bis zur Ankunftszeit in St. John´s nachts um 01:30h, unterwegs. Mein erster Stopp ist ein über ARBNB gebuchtes Zimmer, 10 min zu Fuß vom Airport entfernt. Dabei habe ich meinen Trekkingrucksack, 15kg und meinen Daypack, ca. 5kg. Ich habe also ordentlich zu tragen. Als ich damals mit ähnlichem Gewicht Nepal bereiste, habe ich vorweg 2-3 Monate immer wieder Rucksack tragen in Verbindung mit 10km Wanderungen trainiert, in diesem Falle blieb es mir durch meinen erlittenen Außenbandriss in Norwegen leider verwehrt, obschon Norwegen der perfekte Ort für das Training gewesen wäre. Da ich zu diesem Zeitpunkt zu nur etwa 80% wieder hergestellt bin, habe ich zu schauen, wie ich mich hier organisiere und das werde ich die nächsten 3 Tage Downtown in St. John´s tun, wo ich ein ARBNB Appartement mitten im Zentrum gebucht habe, um alles fußläufig erreichen zu können. 

 

First of all, benötige ich ein paar Dinge aus dem Supermarkt, um hier und da einen kleinen Snack parat zu haben. Ich besorge mir des Weiteren eine Prepaid Karte für den kanadischen Raum, da ich ein Navi benötige. Hintergrund, ich habe auf Grund der kargen Infrastruktur von öffentlichen Verkehrsmitteln beschlossen mir ein Auto zu mieten. Da ich mir einen groben Plan vor der Verletzung meines Fußes entworfen und nun wieder verworfen habe, brauche ich einen neuen Plan, der da PKW heißt. Kurz überlegt und recherchiert hatte ich zu Campern hier vor Ort aber in Amerika ist ja generell alles groß gedacht und ich als Einzelperson mit einem Riesenschlachtschiff von Wohnmobil...neeee. Bedeutet aber, ich benötige Unterkünfte, denn um im PKW zu nächtigen ist es um diese Jahreszeit leider zu kalt. Bei der Recherche nach bezahlbaren Unterkünften stelle ich ziemlich schnell fest, es gibt kaum günstige Übernachtungsmöglichkeiten, selbst bei ARBNB, einem Portal zum Nächtigen in Privathaushalten nicht. Kleiner Vorteil, ich bin in der "out of season" Zeit unterwegs.

 

Die 3 Tage in St. John´s nutze ich, fußläufig von meiner Unterkunft im Zentrum für Erledigungen, Erkundungen in Downtown, dem Hafen und einer Wanderung auf dem North Head Trail, beginnend auf dem Signal Hill, von wo aus man eine 360 Grad Rundumaussicht auf die Steilküste, die Meerenge, den Hafen und St. John´s hat. 

Der Trail führt mich nach Quidi Vidi, einem malerischen Mini-Fischerdörfchen an einem kleinen Fjord, das auch die Heimat der Quidi Vidi Brauerei ist, die 1996 aus einer alten Fischfabrik entstand. Das Wasser, mit dem die Maische hergestellt wird, ist das älteste Wasser der Welt. Es stammt aus den Eisbergen, die jedes Jahr auf der Iceberg Alley an der Küste Neufundlands entlang nach Süden driften. Ed King fährt mit seinem Spezialschiff samt Kran jeden Tag im Sommer 16 Stunden lang zu den Eisbergen und gräbt das Eis vorsichtig am vorüberschwimmenden Eisberg ab. Ein relativ aufwendiges Unterfangen. Das Wasser das daraus in Bonavista gewonnen wird, ist das reinste Wasser, dass es weltweit gibt, denn die Gletscher, die vor Grönland abbrechen sind rund 25.00-30.000 Jahre alt, da gab es noch keine Umweltverschmutzungen. Das wertvolle Nass wird ständigen Kontrollen unterzogen und wird vor Herstellung des Bieres geprüft. Das Icebergbier gibt es nur hier, es wird nicht exportiert, da die Neufundländer alles selbst austrinken.😁

Die Newfies sind ein ausnehmend fröhliches und freundliches Völkchen. Ich schnattere den ganzen Tag mit Leuten, die des Weges kommen und fragen, wie es mir geht, ob ich einen lovely day habe, was ich hier mache, woher ich komme, geben mir Tipps für meine Rundreise und wünschen mir a good time und safe travels. Im Bus bezahlt Robbie meine Busfahrkarte im Tausch für einen meiner Nussriegel (ich habe darauf bestanden), da ich nur 20 CAD dabei habe und der Fahrer nicht wechseln kann und erzählt mir, er liebt germany, vor allen Dingen Köln und das Kölsch. Die Deutschen seien ja ein wenig zurückhaltend, er hätte alle auf der Straße angequatscht und seltsame Reaktionen bekommen, bis ein Freund ihm sagte, dass es in Deutschland nicht üblich sei, Leute auf der Straße anzusprechen. Ich beruhigte ihn und versprach ihm, es ist nichts Persönliches, die Deutschen sind halt etwas verkopft und wir wären ja auch ca. 80 Millionen Einwohner  auf 357.588 km² (Neufundland&Labrador haben ca. 500.000 Einwohner auf einer Gesamtfläche von 404.720 km²), da könne man einfach nicht mit allen sprechen. Ähnliches berichtete mir der Kellner aus einem Pub, der in Berlin war. Ich habe Tränen gelacht, ob der visuellen Vorstellung der Reaktionen meiner Landsleute, als sie auf der Straße gefragt wurden, wie es ihnen denn so geht. 

Am 07.10. mache ich mich mit meinem Rucksack und dem Daypack auf zum Flughafen, wo ich mir inzwischen ein Auto gemietet habe. Es klappt alles reibungslos und ich bekomme den neuen KIA Soul. Toll, toll. Klamotten ins Auto und los. Ab 14.10. - 23.10 habe ich mir ein Tiny House im Gros Morne Nationalpark gebucht, der im Nordwesten der Insel liegt. Vorher möchte ich mir an der Ostküste noch einiges ansehen. Mein erster Stopp ist Cape Spear, der östlichste Punkt Nordamerikas. Die nächste Küste in diese Richtung ist auf Island. Dann geht es weiter nach Port Rexton, ca. 3 Stunden Fahrt den Trans Canada Highway 1 hoch, übrigens die  6t längste Fernstraße der Welt mit 8000km, beginnend in Victoria/British Columbia bis nach St. John´s/Neufundland. Meine Übernachtung habe ich in einem Wohnmobil auf dem Grundstück Einheimischer am Waldrand gebucht. Das Camperleben lässt mich nicht los.😉 

Ich steh früh auf und fahre um 09h ab, denn ich habe heute so einiges vor. Der Besuch des malerischen Ortes Trinity, eine begehrte Küstenwanderung auf dem Skerwink Trail und das Lighthouse in Bonavista. Meine Hoffnung, doch noch Wale und Eisberge zu sehen, hält sich nach wie vor. Ich wusste im Vorwege, dass die Zeit dafür von Mai-September ist aber vielleicht verspätet sich ja alles in diesem Jahr. Leider hat es heute mit keinem von beiden geklappt aber ich bin guter Dinge.

 

Wissenswertes

 

The Rock, so wird Neufundland liebevoll auf Grund der rauen, steil ins Meer abfallenden Felsküste genannt.

 

St. John´s gilt als die älteste Stadt auf dem nordamerikanischen Kontinent, die von Europäern gegründet wurde und liegt an der Südostküste Neufundlands auf der Halbinsel Avalon. 

Signal Hill, Wahrzeichen von St. John´s liegt mit dem Cabot Tower auf einem Berg, einem Turm der 1897 zum 400 Jahrestag der Entdeckung Neufundlands durch John Cabot, erbaut wurde. Dort soll auch 1901 das erste transatlantische Funksignal aus England empfangen wurden sein, die Einläutung des digitalen Zeitalters.

 

Iceberg Alley: Eine Art Wanderstrecke der Eisberge, die aus Grönland kommen und sich mit der Labradorströmung ca. 7km pro Monat vorwärts bewegen. Vor Neufundland bleiben sie so ca. 1-2 Wochen bevor sie zerfallen oder schmelzen.

 

Wale: Von Mai-August tummelt sich der "capelin" in Riesenschwärmen vor der Küste Neufundlands. Da dieser eine Delikatesse für den Riesenmeeressäuger und auch für Delphine ist, tummeln diese sich in dieser Zeit ebenfalls zahlreich vor der Küste. Über 22 verschiedene Walarten wurden in den vergangenen Jahren, in dem aufeinander treffenden eiskalten Labrador- und dem warmen Golfstrom, gesichtet. Weltweit zählt Neufundland, auf Grund seiner Küstenstruktur und der riesigen dazugehörigen Beobachtungsplattformen, zu den besten Plätzen der Walbeobachtung. Da die Ufer steilabfallend sind, kann man sie von oben aus beim gemeinsamen Futtern beobachten, ganz dicht. Man soll sie sogar atmen hören können. Das Tolle daran ist, dass man sie nicht mit Booten stören muss, auch wenn die Bootstour noch so sanft ist, denn heute weiß man um die störende und verstörende Auswirkung von Bootsmotoren auf die Kommunikation zwischen den Säugern.

 

Neufundlands Ostküste (durchzogen von traumhaften Fjorden)

 

Es zieht mich in Richtung Terra Nova Nationalpark. Es gibt dort 2 Trails, die ich gern erwandern möchte. Den Ochre Hill Trail mit ca. 5km aufwärts, entspannt, denn ich bin heute erst mittags losgekommen, ich muss ja auch mal ausschlafen. 💤Seit ich hier bin, bin ich immer früh aufgestanden, weil ich fürchte etwas zu verpassen.😏

Ich genieße den Rundumblick, die Ruhe und Einsamkeit in dieser Wildnis. Auf dem Rückweg begegnet mir eine Familie, es wird wie immer fröhlich gegrüßt, kurz geschnackt und anschließend geht jeder seiner Wege.

Ich habe seit meiner Ankunft, fast durchgehend Sonnenschein und blauen Himmel bei 13-18 Grad. Bestes Wanderwetter.

Am folgenden Tag zieht es mich früh raus, möchte ich heute eine Tageswanderung im selbigen Park auf dem Coastal Trail hiken. Eine Strecke ca. 9,5km, ich nehme allerdings eine erweiterte Strecke von 18km. Ich merke es ist Thanksgiving (Erntedankfest und Feiertag) und bis zum Nachmittag begegnet mir keine Menschenseele. Später arbeitet noch der ein oder andere Wanderer den Truthahn vom Thanksgiving Wochenende ab.

Ich habe mich für 3 Nächte in eine Unterkunft eingebucht, die nahe am Terra Nova Nationalpark liegt und deren Gästehaus in einem Apfelgarten steht. Es ist übrigens das sensationellste ARBNB was ich je hatte und dann habe ich noch ein Upgrade in die Suite des Gästehauses bekommen, da ich der einzige Gast bin. 👌Im Apfelgarten steht ein Yakuzi. Echt der Hammer. Ich habe dieses ganz allein für mich, um diese Zeit sind kaum noch Urlauber unterwegs und schon gar nicht an Thanksgiving, das in der Regel in der Familie gefeiert wird. Nicht zu verwechseln übrigens mit dem amerikanischen Thanksgiving, dass über einen Monat später ist, einen anderen Ursprung hat und einer der wichtigsten Feiertage in den USA ist. In Kanada wird es entspannter gesehen. Wer da ist, ist da, denn es ist nicht üblich Riesenentfernungen zurückzulegen, um mit allen Truthahn zu essen. 

 

Nach 3 Nächten bin ich nun bereit mein wunderbares "Zuhause" zu verlassen, um weiterzureisen. Ziele sind Grand Falls-Windsor und Kings Point im Nordosten. Meine letzten Stopps bevor ich mich dann für über eine Woche in einem Tiny House in der Nähe der Tablelands im Gros Morne Nationalpark. des 2t größten Nationalparks Kanadas, eingemietet habe. 

 

Wissenswertes

 

Thanksgiving Kanada/Neufundland:

Thanksgiving ist immer am 2ten Montag im Oktober und ein offiziell gesetzlicher Feiertag, mit Ausnahme der Provinzen wie Novia Scotia, New Brunswick und Prince Edward Island. Kirche und Häuser sind mit Kürbissen, Mais, Weizenschalen und anderen geernteten Pflanzen geschmückt. Der Feiertag fällt zwar auf einen Montag aber es ist üblich das ganze Wochenende zu feiern. Ursprung ist die Entdeckung einer Passage vom Norden in den Orient, anno 1578, vom englischen Entdecker Martin Frobisher, das heutige Kanada. Es wurde eine feierliche Zeremonie mit Salt Beef und Erbsen abgehalten, um sich für das Überstehen einer langen Schiffsreise zu bedanken.

Kanada Thanksgiving Day-Menü: Truthahn (Turkey), Kartoffelpüree, Füllung, Preiselbeeren und andere Beilagen, Kürbiskuchen

Neufundland Thanksgiving Day-Menü: Frobisher Party und Jiggs Dinner, ein gekochtes Fleischgericht, kombiniert mit Erbsenpudding, Kürbiskuchen

Thanksgiving war bis zu meiner Recherche zu diesem Thema, nur eine vage Vorstellung aus Nordamerikanischen Filmen. Das Neufundland Menü wurde mir von einem Neufundländer mit Hund (kein Neufundländer-Hund, der war irgendwas mit Locken und groß) verraten, die mir auf einem meiner Trails begegneten.😉

 

Terra Nova Nationalpark

Der Trans-Canada Highway teilt den Nationalpark und umfasst eine Fläche von 400 km². Es ist die Heimat von Schwarzbären, Luchsen, Elchen, Fischadlern, Bibern, Koyoten, Karibus, Walen, Robben, Mardern und vielen Wasservögeln.

Und nein, ich habe keine Bärenglocke dabei. Die wenigsten Menschen werden je einen Bären in freier Wildbahn zu Gesicht bekommen, sie scheuen Menschen. Da muss man schon großes Glück haben....oder Pech....😶‍🌫️.

 

Die unglaubliche Landschaft und die Farben des Indian Summers begeistern mich jeden Tag aufs Neue. Was für eine farbenprächtige Reisezeit. Ich halte oft an, gehe jeden Tag auf jeden Fall einen Trail,  so zwischen 1,5-3 Stunden.

In Grand Falls -Windsor schaue ich mir das Beothuk Museum an. Die indigenen Neufundländer haben rund 1800 Jahre an den Küsten Neufundlands gelebt. Das Demasduit Museum ist nach einer jungen Beothuk-Frau benannt. Es erzählt die Geschichte ihrer Lebensweise in Bildern. Auch Gegenstände, die für die Beothuk alltäglich waren, sind hier ausgestellt. Die Schautafeln erklären wie es zu den Konflikten mit den weißen Siedlern kam, die u. a. letztlich zur Ausrottung des indigenen Volkes führten. 

Ich übernachte hier bei einer einheimischen Familie, die gerade einen Austauschschüler aus Italien beherbergt. Ich bekomme die Souterrainwohnung. Wir quatschen im Garten noch ein wenig, dann begebe ich mich nach einem langen Tag ins kuschelige Bett, nachdem ich wieder Berge von Tageskissen vom Bett sortiert habe. Tatsächlich ist es hier wie in den Filmen, Tagesdecken und zahlreiche Riesenkissen sind hier nach wie vor en vogue. 

 

Am frühen Morgen wird wie jeden Morgen eine Yoga-Einheit absolviert. Tut mir gut das everyday Dehnen, denn die Wanderungen verlangen meinen Knochen und Gelenken ein bisschen was ab. Von Waldboden, über Stock und über Stein, bergauf, bergab ist alles dabei auf diesen Trails. Bewusst gehe ich unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, denn im Gros Morne Nationalpark wartet, neben einfacheren und moderaten Trails, auf jeden Fall eine sehr schwierige 8 stündige Tour auf den Gros Morne und die 4stündige Tour durch die Tablelands. Dazu später mehr.

 

Es geht weiter nach Kings Point, das auf der Halbinsel Baie Verte liegt, das Größte je ausgestellte Skelett eines Buckelwals ausstellt und 2 Trails bietet, die ich gern wandern möchte. Einmal einen kurzen Wanderweg zum Rattling Brook Fall, der sich hier 240m in eine Schlucht stürzt. Ein Holztreppensteg führt mich zu einer Aussichtsplattform auf der ich aus meinem Proviantpäckchen frühstücke und mich ein wenig sonne. Außer mir, der Natur und dem Rauschen des Wasserfalls ist hier niemand. Großartig.

Um die Mittagszeit mache ich mich auf, um mir das Walskelett anzusehen, muss aber feststellen, dass die Stätte schon geschlossen hat. Die Saison ist um. So leicht gebe ich aber nicht auf und gehe um das Haus herum, dass sich auf der Rückseite Richtung Fjord Green Bay öffnet und durch ein Riesenfenster kann ich das Walskelett bewundern. Ich esse frische Muscheln in Butter/Garlic Sauce (total lecker) in einer kleinen beschaulichen Pension mit angeschlossener Gastro und freue mich mit 2en der Geburtstagskinder (2 ältere Damen), die von den beiden Kellnerinnen einen kleinen Kuchen mit Kerze bekommen. Ich überlege kurz, ob ich vielleicht auch Geburtstag haben könnte. 😉Aber weil ich beiden meine herzlichsten Glückwünsche übermittle, bekomme ich auch so ein Stück des leckeren Kuchens ab.

So nun aber auf zum Alexander Murray Trail, es ist mittlerweile 14:30h, denn es ist ein mit 2200 Holzstufen versehener Trail, der erst ganz harmlos durch einen verwunschenen Zauberwald führt, um dir dann knapp 400 Höhenmeter aufwärts über eben diese Holzstufen so einiges abzuverlangen. Oben angekommen, hat man eine spektakuläre Panoramaaussicht auf einen Fjord, Tannenwälder und Berge. Der Trail ist mit etwa 3-4 Stunden ausgewiesen, ich bewältige ihn in 2 Stunden 50 mit Fotografie und kurzem Ausruhen on top of the hill. Das tägliche Training zeigt Wirkung.

Nun muss ich schauen, dass ich möglichst vor Einsetzen der Dämmerung an meinem für die nächsten beiden Nächte gebuchten Tiny-Holzhaus ankomme. Ich habe noch 1 Stunde Fahrt nach Burlington vor mir. Die Gründe für den Wunsch vor der Dunkelheit am Bestimmungsort zu sein, sind einfach. Es ist hier sehr einsam auf den Straßen, es gibt keine Straßenbeleuchtung, kein mobiles Netz über weite Strecken und die Elche, die sich hier zahlreich tummeln, queren bei Dämmerung gern die Straße. Ich bemühe mich aber es ist nicht vor Sonnenuntergang zu schaffen, hier ist überall nur 80kmh erlaubt. Ich biege in eine ziemlich holprige Straße ab, inzwischen ist es fast dunkel und da steht er vor mir. Ein Elch!!! 😧Ich bremse langsam ab und komme zum Stehen. Er kaut genüsslich an einem Strauch und beobachtet mich. Soll ich aussteigen, ein Foto machen aber ich erinnere die Worte eines Neufundländers, der mir gerade riet, mich auf keinen Fall in der Brunftzeit und die ist jetzt, einem Elch zu nähern. Sie sind sonst eher ängstlich, scheu und suchen schnell das Weite. Außerdem fällt mir bei näherer Betrachtung auf, dass der KIA den ich fahre, um einiges kleiner ist als der Elch. Also warte ich ab. Nach ein paar Minuten lässt er mich links liegen und verschwindet in der Dunkelheit. Allerdings bin ich jetzt noch aufmerksamer. Schließlich erreiche ich mein Ziel und atme schon ein wenig auf.

Ich werde freundlich begrüßt und zu meinem neuen "Zuhause" geleitet. Es verschlägt mir die Sprache ob diesem sensationell gelegenen Tiny Haus auf den Klippen einer Bucht, von dessen Bett aus ich am nächsten Morgen mit einem Kaffee in der Hand, einen wunderschönen Sonnenaufgang erlebe. Ich genieße den nächsten Tag im Haus und der dazugehörigen Terrasse in der Sonne, lasse mein Fernglas über den Fjord schweifen und werde belohnt. Wale habe ich ja bis dato noch nicht gesehen aber in großer Entfernung tollen 2 weiße Delfine, für diese Gegend bekannt aber für ein Foto leider zu weit weg. Ich bin ganz aus dem Häuschen und kann die beiden ca. 10 min lang beobachten, bevor sie den Fjord Richtung Atlantik verlassen. 😍

Ich bin jetzt seit anderthalb Wochen ohne Pause unterwegs und der Tag off tut mir gut.

Ausgeruht und voller Tatendrang starte ich in den nächsten Tag. Ich mache noch einen 2 stündigen Trail an einem wilden Fluss entlang durch die einsame Wildnis, bevor ich mich  auf die 3 stündige Fahrt zum Gros Morne Nationalpark im Nordwesten der Insel begebe.

 

Gros Morne Nationalpark (Neufundlands Nordwesten)

 

Unvergessliche Sonnenauf- und untergänge und eine atemberaubende Landschaft als Kulisse-willkommen im Gros Morne Nationalpark!

Auf dem Weg nach Gros Morne, lege ich einen Zwischenstopp in Deer Lake ein. Die nächstgrößere Stadt, ca. 1 Stunde vor meinem Bestimmungsort. Der Name ist hier Programm. Ein richtiges kanadisches Kleinstädtchen, kurz vorm Ende der Welt. Hier fährt gefühlt jeder einen Riesen Pick-Up mit dicken Puschen, Jagdgewehre und Holz auf den Ladeflächen. An jeder 2ten Ecke, werde ich, von zum Teil zahnlos grinsenden Trappern, freundlich gefragt ob sie mir behilflich sein können. 😊

Schmunzelnd besorge ich mir ein paar Leckereien für meinen 9-tägigen Aufenthalt in einem Saltpod (Tiny-Haus am Salzwasserfjord). Da ich nun für längere Zeit ohne Küche auskommen muss, denn das Saltpod steht auf einem Campingplatz, dessen Tore zum größten Teil für die Saison geschlossen sind. Heißt, der dazugehörige Shop, Küche und Abwaschhaus haben bereits geschlossen, nur die sanitären Einrichtungen sind noch offen. Die meisten Cafés, Diner und Supermärkte haben bis auf wenige bereits geschlossen. Ich habe mir noch in Deutschland ein Mini-Kochset aus Alu besorgt. Nach dem Motto, besser haben als brauchen aber jetzt bin ich sehr froh, sonst könnte ich mir weder Kaffee, noch Tee machen, noch was Kleines köcheln.  Weiter geht´s nach Glenburnie-Birchy ins Saltpod. Becky mein Host (Gastgeberin) ist super, sie wäscht mir in den nächsten Tagen meine Wäsche und lädt mich als letzten Gast der Saison zu einer Bootstour ein. So lieb ich das finde, bin ich etwas unruhig, ich mag nämlich keine Boote, also Kanus oder Kajaks ja aber nichts größer als diese und auch Schlauchbooten stehe ich skeptisch gegenüber.😶‍🌫️ 

Aus Erfahrung weiß ich, dass wann immer ich jemals eine Bootstour plante, egal wo, es immer so endete, dass das Wetter auf See plötzlich umschlug, Wellen, Wind aufkamen und mir speiübel war. Türkei, Teneriffa, Garda See.... 

Eine halbe Stunde vor Start der Bootstour, an einem frühen Morgen, fängt es an zu stürmen. Hohe Wellen. Kein Witz!!! Die Bootsfahrt wird abgesagt, denn vor Neufundlands Küste gibt es riesige, scharfe Unterwasserfelsen. Bei unruhiger See darf hier kein Boot ablegen auch keine Fischerboote. Ich mache 3 Kreuze, nochmal davon gekommen!!!!!🙃

Meine Tage hier sind erfüllt von Erkundigungen aller möglichen Trails in der Gegend und auf jedem Trail gibt es Neues und Interessantes zu entdecken. Einen möchte ich besonders hervorheben. Der Tableland Off Path Trail. Es ist das geologische Wunder des Nationalparks und UNESCO Weltkulturerbe. Wege ins Innere gibt es nicht, man kann einen ca. 1,5 stündigen Weg gehen und dann...off the beaten track....über felsiges Gestein klettern. Als ich kurz vor der Schlucht stehe, um sie zu durchqueren, um auf die andere Seite zu kommen, bemerke ich, dass durch den Wind aufgepeitschte Wolken über die Schlucht quellen und das in rasendem Tempo. Ich entscheide den Rückzug anzutreten, denn ich werde sonst innerhalb weniger Minuten im Nebel stehen. Ich beeile mich auf den Hauptweg zurückzukommen. Der Off Path Trail ist so halb offiziell, man findet ihn unter alltrails.com und auch im Discovery Zentrum wird über diesen aufgeklärt. Dazu mehr unter Wissenswertes. Ich werde mein Glück an einem anderen Tag versuchen müssen.

Allerdings sind hier auf den Trails mehr Leute unterwegs als im bisherigen Rest des Landes. Liegt wohl daran, dass es Kanadas 2. größter Nationalpark ist und da es ein so warmer, sonniger Oktober ist, viele nochmal die Gelegenheit eines Wochenendtrips nutzen. U.a. bekomme ich auch nochmal Gesellschaft von Campern. Die Wohnmobile und Wohnwagen sind mit nichts in Deutschland oder Europa zu vergleichen. Es sind Häuser auf Rädern. Faszinierend.

Im Diner in Woody Point, ca. 10 Autominuten entfernt, trinke ich hin und wieder einen Kaffee oder nehme mein Abendbrot ein. Die beiden älteren Ladies, die es betreiben, kennen mich mittlerweile und fragen mich viel über Europa, Deutschland und die Ukraine. Sie haben Neufundland noch nie verlassen und sind sehr interessiert. Ein paar Trapper lümmeln am Tresen, trinken gemütlich ihre Bierchen und lauschen schunkelnd zum Country-Rock, unseren Gesprächen. Ich fühle mich manchmal wie in einem amerikanischen Film.

Auch im Discovery Center, dass einem eine Menge über die Geschichte und Geologie des Nationalparks vermittelt, werde ich regelmäßig mit Kaffee oder Tee bewirtet. Die Damen genießen jetzt jeden Touri, denn sie schließen jetzt am vorletzten Oktoberwochenende für die Saison. So erfahre ich eine Menge über die Gegend, Riesenwale, Haie, Neufundland, Traditionen, Toronto, Ontario, Alberta, Jamaica, Kuba, Familienkonstellationen und deren Tragödien.

 

Wissenswertes:

Gros Morne Nationalpark

Die Natur gab dem 2t größten Park Kanadas im Laufe von 485 Millionen Jahren das heutige Aussehen und seit 1987 gehört er zum UNESCO Weltnaturerbe. Auf einer Fläche von 1805km² reihen sich Fjorde, Buchten, Seen, Hochebenen und Täler aneinander. Der Nationalpark wurde nach dem  zweithöchsten Berg "Gros Morne Mountain" benannt.

 

Deer Lake

Die Landschaft im inneren Neufundlands ist geprägt von Wildnis. Dickicht, Seen, Sümpfen, Tundra und Wäldern. Bis 1988 gab es eine fast 1.500km lange Eisenbahnstrecke quer durch Newfoundland. Noch vor der Stilllegung entstand der TCH (Trans-Canada Highway), der von Deer Lake nach St. John´s führt. Erst abseits dieser Hauptadern entdeckt man kleine Häfen, versteckte Buchten, bunte Fischerdörfchen und felsige kleine Inseln. 

 

Tablelands/Long Range Mountains/Ausläufer der Appalachen

Die Tablelands bestehen aus einer Gruppe von Hochebenen, kleinen Bergen, Tälern und Schluchten. In der Ferne setzt sich die ockergelbe Ebene bereits vom Horizont ab. Eine wüstenartige Mondlandschaft, die die nackte Erdkruste zum Vorschein bringt. Wir leben auf der Erdkruste, die 30-60 Kilometer dick ist und aus Gesteinen wie Quarz und Feldspat besteht. Unter der Erdkruste befindet sich der Erdmantel, der den flüssigen Erdkern umschließt. Der bis 410 km hinabreichende Teil vom Erdmantel bis in die Tiefe, besteht aus Peridotit. Vor 470 Millionen Jahren hat der Erdmantel während Erdverschiebungen diesen Bereich der Welt durchstoßen. Weltweit gibt es nur ganz wenige Orte, an denen das tiefliegende Gestein des Erdmantels an die Oberfläche gehoben wurde. Die gesamte Hochebene besteht aus Peridotite. In den Hochebenen und Bergen ist auf Grund der Zusammensetzung des Gesteins, dass giftige Schwermetalle enthält, kein Pflanzenwuchs möglich. An einigen Orten ist dank etwas Hummus und einem kleinen Bach, der spärliche Bewuchs von Wacholder und fleischfressenden Pflanzen möglich. 

Um den Off Path Trail in die Berge und durch die Täler zu nehmen, sollte man unbedingt auf die Wetterbedingungen achten. Man wird ca. 4 Stunden unterwegs sein. Ein Top Secret Tipp ist, den Path von hinten, also rückwärts zu starten, da es der spannendste Teil sein soll. 

 

An meinem letzten Tag in Gros Morne begebe ich mich schon früh und bei schönstem Wetter, blauem Himmel, strahlendem Sonnenschein und klarer Sicht auf den Weg zum Gros Morne Mountain. Die Tour ist als schwierig und mit einer Zeit von 8 Stunden ausgewiesen. Ein absolutes Highlight für mich auf meiner Tour durch´s Land. Schon der Weg dahin ist das Ziel. Früher Morgennebel, aufgehende Sonne, buntes Laub, Berge und Seen, wohin das Auge reicht. Ich bin nicht die Erste, die startet, vor mir stehen schon 3 andere Autos vor Ort. Man muss es ja auch bis Sonnenuntergang schaffen, wieder vom Berg zu kommen. Der Weg windet sich bis zur Baumgrenze nach oben, es duftet überall nach Tannen, Laub, Kastanien. Der Weg ab Baumgrenze wird steinig und steiler. Dann kommt wohl der anstrengendste Part dieser Strecke. Über Felsen und Steine geht es fast senkrecht hoch. Schwindelfrei sollte man hier sein und klettern sollte man auch können. Wichtig aber vor allen Dingen, feste Wanderschuhe. Mit Turnschuhen ist man hier schlecht beraten. Die beiden, die ich auf dem Weg nach oben treffe, kehren aus diesem Grund um. Falsches Schuhwerk. Ich kann sie dazu nur beglückwünschen, denn ein wenig besorgt, habe ich mir die unsichere Kletterei mit gelegentlichem Abrutschen, schon angeschaut. Ich mache noch ein Foto von ihnen, sie wünschen mir einen sicheren Aufstieg und dann trennen sich unsere Wege. Nach ca. 2,5 -3 Stunden habe ich es geschafft, ich bin gaaaaanz oben. Was für eine Aussicht. Unglaublich. Nachdem ich den Gipfel umrundet habe, einen Snack eingeworfen und viel Wasser getrunken habe, geht es nun an den Abstieg auf der anderen Seite des Berges. Auch dieser Weg ist recht abenteuerlich aber mit dieser Aussicht fällt es nicht schwer. Zwischendurch treffe ich ein kanadisches Pärchen aus Quebec, ein bisschen französisch auffrischen und ein kleines gemeinsames Picknick, während wir uns über unsere Erlebnisse auf dem Berg austauschen. Dann geht es getrennt weiter, da ich allein vermeintlich schneller vorankomme. Dann passiert etwas, womit ich nicht gerechnet habe. Ich bin so auf meine Trittsicherheit konzentriert, dass ich wohl vom Weg abgekommen bin. Wie?, weiß ich nicht. Ich stehe auf einmal auf einer sumpfigen Wiese und sehe einen ausgetretenen Pfad, dem ich folge. Plötzlich sacke ich mit einem Fuß ein und stehe bis zum Knie im Morast. Mist. Es ist eisig kalt am Bein und im Schuh. Ich überlege fieberhaft aus welcher Richtung ich gekommen bin, ich bin wohl im Kreis gelaufen. Dann fällt mir mein Handy ein und ich hoffe, ich habe Netz. Mein Glück, ich lasse mir die Route auf alltrails.com anzeigen und sehe, dass ich nicht weit entfernt der eigentlichen Abstiegsroute bin. Ich kämpfe mich durchs Dickicht und komme glücklicherweise nach einigem Klettern wieder  auf den Weg.

Gegen 16:30h bin ich wieder am Auto. Die Route habe ich, trotz Abwege, in guten 7 Stunden geschafft. Ich bin ziemlich k.o. und esse in einem Diner in Rocky Harbour, eine große Portion Reis mit Kräutern und trinke ...na klar, ein Eisbergbier. Der Reis ist eine willkommene Abwechslung zu dem hier allseits beliebten Fast Food und frittiertem Fisch.

Ich gehe hier übrigens äußerst selten essen. Das Essen ist nicht meins. In meinen Unterkünften habe ich oft die Möglichkeit mir selbst was zu kochen.

Ich falle nach einem Tag voller Abenteuer erschöpft in die Kissen.🛌 Diesem Tag widme ich eine eigene Fotoreihe.

 

Go West (Neufundlands Westen)

 

Nach 8 Tagen im Gros Morne, mache ich mich zur Westküste auf. Dort habe ich mir für 3 Nächte eine Blockhütte im Wald gebucht. Kelsie und ihr Mann Jerry holen mich an einem Parkplatz ab, da der Weg zur Blockhütte schwierig zu finden ist. Der Weg ist tatsächlich abenteuerlich, hauptsächlich wegen der mit Schlaglöchern durchsiebten Sand-/Steinstraße. Am Haus wartet Jeff, der Papa von Kelsie und Erbauer der Blockhütte. Sie zeigen mir die Elemente, Solar, Warmwasser, BBQ, wir schnacken noch längere Zeit und dann bin ich allein. Me, myself and I in der absoluten Stille der Natur. Wenn ich dachte, bis dato wäre es schon ruhig gewesen, dann werde ich hier eines besseren belehrt. Ich erlebe einen wunderschönen Sonnenuntergang auf der Holzterrasse und dann ist es Nacht und hier meine ich, tiefschwarze Nacht. Über mir zum Greifen nah, leuchtet ein klarer, wunderschöner Sternenhimmel. In den Wäldern raschelt es, die Natur erwacht zum Leben. Ein schönes Gefühl, Teil davon sein zu dürfen. 

Nach einer wunderbar durchschnarchten Nacht, mache ich mich am Morgen auf, die Gegend zu erkunden. Ich habe mir für diesen Tag, die Hoodoos auf dem wunderschönen The Gravel Wanderpfad, die versteinerten Bäume in Stephenville & Umgebung und das kleine Dorf St. Georges vorgenommen.

 

Der nächste Tag führt mich nach Port-au-Port Peninsula. Eine Halbinsel reich an landschaftlicher Schönheit. Die native Indians haben sie vor langer Zeit als ihre Fischgründe genutzt. Heute leben dort noch einige Nachfahren vom Fischen. Seit 1971 ist es die einzige zweisprachige Gegend in Neufundland. Eine 161km lange Küstenstraße führt mich zu verschiedenen Punkten, die ich mir im Vorwege notiert habe. In Sheaves Cove, lädt ein sehr schöner, kurz gestalteter Wanderweg zum Klettern in den Klippen ein. In Boutte du Cap, dem östlichsten Punkt der Halbinsel, steht ein traditioneller, französischer Backofen, in dem Brot gebacken wird und von Vorüberkommenden degustiert werden darf. Ich habe Glück, auf meiner Reise hat, auf Grund der späten Reisezeit, vieles schon geschlossen aber heute ist wohl auf Grund des sommerlichen Wetters, ein Bäcker vor Ort. Ich freu mich, bin ich doch bis dato die einzige Verkosterin. 😉

So, jetzt mache ich mich auf die Wanderung hoch oben über die Klippen. Meine letzte Chance endlich mal einen Wal zu sehen, erfüllt sich auch hier nicht. Ein bisschen enttäuscht bin ich, denn trotz meiner Walgesänge (oder vielleicht genau deshalb?) lässt sich keiner blicken. 😥 Dann werde ich wohl tatsächlich erst wieder auf Mauritius die Chance bekommen. Lutz berichtet, dass er von Zeit zu Zeit mit Walen und Delphinen windsurft. Was für ein Wahnsinnserlebnis.

 

Meine Zeit im Blockhaus neigt sich nach 3 Nächten dem Ende zu. Am Abend zuvor haben Jeff und seine Frau Sandra, mich zu ihrer Sommerhütte eingeladen. Wir hatten einen schönen gemeinsamen Abend am Feuer. Es war ein fast sommerlauer Abend und das am 24.10. in Neufundland. Unglaublich!

Am nächsten Morgen nieselt es, ich setze mich ins Auto, werfe noch einen Blick zurück auf mein gemütliches Domizil und brause gen Südosten davon. In Corner Brook mache ich einen Halt in einem Café am Hafen, schreibe ein wenig am Reiseblog und begebe mich anschließend auf eine Hikingtour auf den Marble Mountain in Steady Brook, dem Skigebiet Neufundlands. Ich laufe die schwarze Piste hoch und frage mich, warum ich mir sowas Anstrengendes, vor meiner 2 stündigen Weiterreise in meine neue Unterkunft bei Cherri  & Roy, antue.🤪

Der Himmel reißt auf und die Sonne kommt durch. Jetzt weiß ich wieder warum. Die Aussicht ist, wie so oft hier, atemberaubend.

 

Wissenswertes:

Hoodoos:

Steintürme, die durch Erosionen, Wind, Regen, fließendes Wasser ihre spannende Form erhielten. Sie erinnern an Steinmännchen. Diese Kalksteinfelsen sind rund 470 Millionen Jahre alt.

 

Bei Cherry & Roy in Springdale, fühle ich mich sofort wie Zuhause. Mein Zimmer mit Bad sind im OG.  Am Abend essen wir gemeinsam und erfreuen uns an einem gemeinsamen Austausch. Sie sind beide Rentner, die Kinder sind aus dem Haus und sie haben Freude daran, ihr "Nest" als Unterkunft für Reisende wie mich zur Verfügung zu stellen. Wie viele Newfies, die ich hier kennenlernen durfte, sind sie genauso an meinen Geschichten, wie ich an ihren interessiert. Am nächsten Morgen, vor meiner Weiterreise bekomme ich noch ein opulentes Frühstück bereitet, verquatsche mich noch bis 12h mittags, am liebsten würde ich noch eine Nacht bleiben aber ich habe a) noch eine 4 stündige Fahrt bis zur nächsten Unterkunft und b) noch ein bisschen was vor, bevor ich abreise. 

Ich schaffe unterwegs sogar noch eine Wanderung durch den Wald auf einen kleinen Berg/Hügel, auf Empfehlung der Beiden.

 

Es geht weiter südlich nach Hillview. Hier erwartet mich ebenfalls ein sehr schönes Zimmer mit Aussicht auf den Fjord und einer Terrasse. Die Gastgeber lerne ich hier nicht kennen, der Eingang ist separat. Am Morgen mache ich vor Weiterfahrt einen sehr schönen Trail in der Gegend. Neufundland ist voll von Wanderwegen aller Art, Vielfalt und Schwierigkeitsstufen. Dabei sind diese meist sehr gut ausgebaut und gepflegt. Kein Wunder, dass die Neufundländer ein Wandervolk sind, ähnlich wie die Norweger. 

 

East-Coast-Trail (Avalon Halbinsel)

 

Ich erreiche mein Ziel und meine nächste Unterkunft befindet sich in Petty Harbour-Maddox Cove, ein kleiner bunter Fischerort mitten im East-Coast-Trail Gebiet. Mein Host ist Gina und natürlich die kleine Lulu, eine entzückende Mischlingsdame. Wir verlieben uns fast sofort und sind ein unzertrennliches Team bis zum Schluss. Denn dies ist meine letzte Unterkunft bis zur Abreise in 7 Tagen. 

Ich habe mir bis dahin noch einige spannende und wie ich vermute überwältigende Hiking -Touren auf dem East-Coast-Trail vorgenommen. 

 

Wissenswertes:

East-Coast-Trail

Der East-Coast-Trail an der Südwestküste, ist ein 336 km langer Fernwanderweg, der dank der harten Arbeit vieler Freiwilliger entstand und heute bis weit über Neufundlands Grenzen hinaus, bekannt ist. Der sehr außergewöhnliche und eindrucksvolle Trail, führt zu Naturwundern, verlassenen Leuchttürmen, unbewohnten Siedlungen, bunten Fischerdörfern, verwunschenen Wäldern, einsamen Buchten und Stränden und unberührter Wildnis.

 

Am 06.11.2022 um 05:00 Uhr geht mein Flug von St. John´s nach Toronto, wo ich auf Grund des 10-stündigen Aufenthalts noch ein wenig Downtown Toronto erkunden werde. Am 07.11. werde ich für einen kurzen Aufenthalt von 2 Tagen in Hamburg sein, um am 10.11.22 zu Lutz (my man) auf Mauritius zu stoßen. 💕

 

Was nehme ich mit aus Neufundland.....die Erinnerung an einen der schönsten Orte, die ich bisher bereist habe, die Erinnerung an viele liebe, warmherzige Menschen, die ich kennenlernen durfte, die Erinnerung an einen farbenfrohen, warmen und sonnigen Oktober, die Erinnerung an eine einzigartige Landschaft, Natur, Einsamkeit und Wildnis, die bevor ich hierher kam, außerhalb meiner Vorstellungskraft lagen.

Bye....Neufundland,... erfüllt von THE ROCK bis in den letzten Winkel. 🌄💝... Was für ein Lebensgeschenk!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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